In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?

Freitag, 5. November 2010

Fatal für das innere Kind: "Im Übermaß verliert die Liebe all ihre Kraft!" – Wie sich eine weise Mutter, auch eine weise innere Mutter verhält.

Schön, dass man in den Ferien neben all dem Korrigieren ab und an mal in ein Buch gucken kann und in diesen Herbstferien sind es zwei, in die ich morgens nach dem Frühstück eine halbe Stunde bis Stunde reingucke. Eines davon ist White Eagels "Die Göttliche Mutter".
Da las ich heute Morgen eine klasse Stelle, die mir bestätigt, dass das Verhältnis der Kinder zu Vater und Mutter, zu Erwachsenen also, dem Verhältnis unseres inneren Kindes zu uns als Erwachsenem entspricht. 


Im Grunde können wir z.B. die Fehler, die Michael Winterhoff hier anspricht, genau auch auf unser Verhältnis zu unserem inneren Kind umlegen. Es ist falsch, immer als Erwachsener sein Kumpel sein zu wollen oder als Erwachsener sich mit ihm zu identifizieren.  Wir würden nicht mehr merken, wenn es uns an der Nase herumführt, wir würden Stimmungen nicht mehr als Stimmungen des inneren Kindes identifizieren können, wir würden unsere Identität als Erwachsener verlieren:
Es gibt genug Erwachsene, die fest in der Hand ihres launischen inneren Kindes sind. 
Oft sind es Menschen, bei denen wir nie wissen, wann sie mal launisch sind und wann nicht, es sind Erwachsene, bei denen man dankbar ist, wenn sie normal sind und nicht launisch.
Mit solchen Menschen zusammenleben zu müssen, ist schrecklich, weil man nie weiß, was gerade in ihnen vorgeht und man vollkommen von ihren Launen abhängig ist. Meist sind es Menschen, die mit traumatischen Kindheitserlebnissen nicht klar kommen und fest in deren Hand sind.


White Eagle schreibt:

Lasst uns die Liebe analysieren ... wenn wir das können. Wenn man Sentimentalität mit Liebe verwechselt, erschafft man ein Problem, denn Sentimentalität hat ihren Platz, und es ist nicht leicht, sie von Liebe zu trennen. Aber wie es mit allen Tugenden der Fall ist, im Übermaß verliert die Liebe all ihre Kraft. Sie wird zum Hindernis, und es kann geschehen, dass sie den Menschen auf einen falschen Weg lenkt: Er bedeckt seine eigenen Schwächen und Fehler mit dem Mantel der Liebe und für die wirklichen Bedürfnisse seines Bruders oder seiner Schwester - ich ergänze: für die seines inneren Kindes - wird er blind.
Vielleicht ist Folgendes eine der wichtigsten Aussagen, die wir zu machen haben: dass unangebrachte Liebe oder Sentimentalität dich für deinen wirklichen Dienst an deinem Bruder, an deiner Schwester blind machen kann - ich ergänze: für die wirklichen Bedürfnisse des inneren Kindes -. Sie wird bewirken, dass Du nicht weise gibst, dass du nicht nur indirekt dir nachgibst, sondern auch den anderen freien Lauf lässt.
Wir wollen das mit dem Beispiel der hingebungsvollen Mutter verdeutlichen, die dem Kind alles gibt, was es fordert. In dem Glauben, dass dies Liebe ist, gibt die Mutter nicht nur das, wessen das Kind bedarf, sondern sie gibt ihm alles, materiell, mental und spirituell, und macht sich dabei blind für das Bedürfnis des Kindes nach Selbstentfaltung. Was ist die Folge? Statt ihrem Kind Gelegenheit zu geben zu wachsen und glücklich zu sein - ich ergänze in Bezug auf das innere Kind: heil zu werden und glücklich zu sein - beraubt die Mutter es jeder Möglickkeit des Selbstausdruckes und der Entwicklung - ich ergänze in Bezug auf unser inneres Kind: Wir kennen seine Möglichkeiten des Selbstausdruckes und seiner Entwicklungsmöglichkeiten nicht -. Die weise Mutter dagegen enthält sich auf jeder Ebene eines zu üppigen Aufwands.
Bedeutet das, dass die Mutter kalt und gleichgültig werden sollte? Nein. Es bedeutet, dass die Mutter ihr Kind auf solche Art und Weise liebt, dass sie klar sein Bedürfnis nach Erfahrung sieht, dass es lernen muss, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Die Mutter und der Vater, wenn sie in Verstand und Herz übereinstimmen (und wir hoffen wirklich, dass dies der Fall ist) müssen gemeinsam nicht nur das körperliche Wachstum ihres Kindes, sondern auch das mentale überwachen; sie müssen sorgfältig auf die Spiele achten, die es spielt, auf die Bücher, die das Kind gerne liest und ganz besonders darauf, was das Kind über seine Umgebung denkt. - Anmerkung: Unsere Bücher, unsere Freizeitbeschäftigung, unsere Spiele: klar dürfen sie aus den Wünschen unseres inneren Kindes heraus kommen; aber nicht jedem Spiel, nicht jeder Beschäftigung, die das innere Kind lanciert, müssen wir nachkommen, da ist auch Vorsicht geboten -.
Wir beklagen die Tendenz der Schule, das arme Gehirn solange mit Tatsachenwissen vollzustopfen, bis es voll und verdummt ist. Wir möchten lieber das Kind ermutigen, im Geiste zu wachsen, sich wie eine Blume den geistigen Kräften zu öffnen. Nochmals wiederholen wir: Das Ziel des Lebens ist Wachstum, und im gegenwärtigen Zeitalter ist das Wachstum des Geistes im Kind besonders notwendig.

So weit das Zitat und zum Abschluss der Hinweis, dass wir bald wieder in die Jahreszeit der Ankunft des Göttlichen Kindes eintreten, in der die Energie zur Heilung unseres inneren Kindes besonders hoch ist.