In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?
Ich glaube, dass ein Grund, warum viele sich selbst nicht begegnen, ist, dass sie sich auf der Ebene des Erwachsenen suchen; aber mehr Menschen, als man glaubt, sind in Wirklichkeit keine Erwachsenen, weil sie nie wirklich Verantwortung für sich übernommen haben. Man erkennt sie auch daran, dass sie viel "Schuld" auf die Politiker schieben, den Chef, auf das Wetter, den lieben Gott; doch dieser Gott sind in Wirklichkeit oft sie selbst, weil er nicht mehr ist als ihr eigenes begrenztes Bewusstsein.
Wie will sich jemand auf einer Ebene finden, auf der er gar nicht vorhanden ist? Höchstens eben in seiner Einbildung ...
Es ist zugleich wichtig, sich auf die Ebene der Kinder in uns und um uns zu begeben, denn nur, wer ihnen begegnet, kann auch dem göttlichen Kind in uns begegnen, dem Christusgeist, Atman oder wie man es immer nennt.
Der Erwachsene kann nur reifen, wenn die Kinder heilen.
Wahre Religiosität ist eine Gemeinschaft von Kindern, die in Gott wachsen wollen; in diesem Sinne werden sie wahrhaft er-wachsen.
Im Zusammenhang mit meinem letzten Post über die Beziehung von Vätern zu ihren Töchtern habe ich dieses Thema auch in meiner Ethik-Postaufgegriffen, wie auch bereits früherin diesem Blog.
Das Vaterthema spiegelt sich auch in der Literatur; auf erschütternde Weise bei Franz Kafka: hier.
Ich habe an anderer Stelle über die Beziehung von Söhnen zu ihren Müttern geschrieben.
Heute geht es um die von Vätern zu ihren Töchtern.
Vielleicht kann man sie grob in zwei Kategorien unterteilen:
zum einen in jene, wie sie unter anderem Gisela Onken in Vatermänner verarbeitet und darüber schreibt, warum viele Frauen im Umgang mit Männern ihr Selbstvertrauen verlieren und warum ihnen das womöglich gar nicht bewusst ist. Als sich Gisela Onken der Beziehung zu ihrem Vater bewusst wird, wird ihr klar, wie sehr sie als kleines Mädchen immer darum kämpfte, die Liebe ihres Vaters zu erringen ... ein Kampf, den viele Frauen auf dem Hintergrund einer vergleichbaren Vater-Tochter-Beziehung ein Leben lang in Bezug auf ihren Mann führen - oft unbewusst --- immer ist es der Vater, den sie suchen ... den sie nie gefunden haben ..
Diese Beziehung mag oft voller Leid sein, denn sie kann von wahnsinnigen Verlustängsten geprägt sein, zumindest aber von einer ganz und gar assymetrischen Beziehung, ungesund für Leib und Seele ...
Aber es gibt noch eine ganz andere Art von Beziehungen, wie sie Väter mit ihren Töchtern führen, und dazu hören Sie bitte das Lied, das der 50-jährige Udo Jürgens für seine damals 17-jährige Tochter verfasste. – Was ich im Folgenden geschrieben habe, möchte ich beibehalten, auch wenn mir der 80-jährige Udo Jürgens mittlerweile fast ein wenig ans Herz gewachsen ist; ich habe einfach auch vor seinem Lebenswerk sehr großen Respekt. Ich finde, er ist authentischer und natürlicher als früher geworden. Früher war er mir nicht sonderlich sympathisch, zu gockelhaft benahm er sich manchmal, zu gespreizt, auch stimmlich. Wie gesagt, heute empfinde ich ihn anders. Natürlich hängt das mit dem Alter zusammen, dennoch ist seine Entwicklung zu mehr Authentizität und Natürlichkeit nicht selbstverständlich; vieles, was er sagt, wirkt wesentlich gereifter. Ich möchte dennoch, was ich geschrieben habe, stehen lassen. Für die damalige Zeit stimmt es aus meiner Sicht nach wie vor. Ich habe damals über Vater und Tochter geschrieben: Wie alt beide sind, als sie es hier singen, weiß ich nicht. Das ist auch nicht wichtig, wichtiger ist: Schauen Sie auf die Augen der beiden ... auf die Körperhaltung, die Bewegungen der Körper ... ein Liebespaar?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich eine Information weitergeben, die ich Wikipedia entnehme:
6 Jahre nach dieser Aufnahme - Udo Jürgens ist mittlerweile 56 Jahre alt - heiratet der geniale Musiker und Chansonier, der wohl mittlerweile um die 1000 Lieder geschrieben hat - und nicht wenige gingen musikalisch um die Welt - eine 16-Jährige.
Umgangssprachlich pflegt man zu sagen: Es könnte seine Tochter sein.
Der Clou ist:
Sie ist es auch. Wer mit 56 eine 16-Jährige heiratet, heiratet keine reife Frau, er heiratet keine Frau, die sich mit ihm auch auseinandersetzen kann, die ihn wirklich auch seelisch bereichert und er sie;
nein, er heiratet eine Tochter, er weicht gleichwertigen Frauen aus.
Das heißt:
In Wirklichkeit ist dieser Bereich in ihm nicht erwachsen.
Bis er die junge Frau hat, die er mit 50 oder 60 noch ins Bett ziehen möchte, gibt er den jugendlichen Liebhaber ... genauer gesagt: den ewigen Bub.
Wenn er die 16-Jährige dann hat, sicher hat - der jugendliche Liebhaber ist auf Dauer auch zu anstrengend - mutiert er im Rahmen der Ehe bzw. Beziehung für seine Frau zum Vater.
Bis er wegen der nächsten interessanten Tochter wieder auf Touren kommt ...
Homo Faber lässt grüßen.
Von daher ist für mich auch obige Frage beantwortet. Der Eindruck, der sich aus dem Video ergibt, ist angesichts der folgenden Ehe von Udo Jürgens mit der 16-Jährigen kein Zufall.
Video und Ehe sind zwei Seiten einer Medaille.
Ein Vater wahrt als Erwachsener seiner Tochter gegenüber eine bestimmte Distanz; er ist nicht der familiäre Platzhirsch - und hätte es auch nie sein sollen -, der durch sein Blöken (bzw. Singen) Konkurrenten vertreibt.
Diese Distanz ist hier spürbar nicht gewahrt.
Auch von Seiten der Tochter nicht. Aber sie ist nicht frei.
Der Text des Liedes ist in gewisser Weise kindisch, unreif, bestenfalls ein frommer Wunsch, allerdings in einem Sinn, in dem ich niemand wünsche, fromm zu sein ... es ist eine Frömmelei.
Liebe ohne Leiden gibt es nicht, und man kann sie ernsthaft auch niemand wünschen, denn es wäre eine, die stagniert.
Ein Vater weiß, dass seine Tochter leiden wird, in der Liebe; er kann nur wünschen ihr ein wenig mitgegeben zu haben, mit Leid umgehen zu können.
Ich mag einige Lieder von Udo Jürgens und dem Menschen Udo Jürgens wünsche ich alles Gute. Da er sich so in die Öffentlichkeit stellt, erlaube ich mir auch, meine Sicht auf diese Seite seines Wesens darzustellen.
Für mich hat auch dieser Fernseh-Auftritt etwas Prostitutives.
Es scheint eine glückliche Vater-Tochter-Beziehung, die da über die Mattscheibe flimmert. Ob aber die Tochter nicht ständig ihre Beziehungspartner - zumindest unbewusst - mit ihrem Vater vergleicht, und ob sie sich, weil die gleichaltrigen Männer ja eh alle kindisch sind, nicht schließlich doch einen viel älteren Mann anlacht ...
Ich wünsche sehr, dass Väter zunehmend weniger dem Glück ihrer Töchter im Wege stehen!