In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?

Samstag, 7. Januar 2012

Spielerische Schwerstarbeit für das innere Kind - Warum "Der kleine Lord" der Deutschen liebster Weihnachtsspielfilm ist.


Auf irgendeinem Sender wird er ziemlich sicher über die Weihnachtsfeiertage gesendet, "Der kleine Lord", möglichst nicht in der Version mit Mario Adorf - obwohl ich die keineswegs so schlecht finde, wie  sie manchmal hingestellt wird -, sondern unter der Regie von Jack Gold mit Alec Guinness als Earl of Dorincourt und Rick Schroder als der kleine Lord, zukünftiger Lord Fauntleroy
Das Flair der englischen Landschaft und das Urwüchsige und Originale, das sich mit dem alten Schloss verbindet, kommt der Tatsache entgegen, dass dieser Film etwas Urwüchsiges, Originales, Archetypisches unserer Seele abbildet.

Da ist ein alternder Lord, der mit der Welt abgeschlossen hat, der seine Untergebenen und die Menschen, die auf seinem Grund wohnen, dahinvegetieren lässt - die Bilder aus dem Dorf und dessen Elendssstraße sind einfach eindrücklichst. Im Grunde spiegeln sie, wie es in Wahrheit im Inneren des Earl aussieht, wenn man sich mal abseits von der Realität des Scheins, wie sie das Schloss spiegelt, bewegt. Aus dem Ghetto von Schmutz und Dreck und Freudlosigkeit scheint niemand mehr herauskommen zu können (später wird sich das ja auch ändern!)
Eigentlich kann sich in der Seele dieses Menschen nichts mehr bewegen.

Wohl weil er sieht, dass sein Lebensvorrat sich dem Ende zuneigt, will der Earl für eine angemessene Nachfolge sorgen. So macht er der Ehefrau seines verstorbenen Sohnes, den er verstoßen hatte, weil er sie, eine US-Amerikanerin geheiratet hatte, das Angebot, dass sie mit ihrem Sohn, seinem Enkel also, nach England komme, damit dieser ordentlich erzogen und an seine zukünftigen Aufgaben herangeführt werde. Bedingung: Die Witwe, also die Frau seines verstorbenen Sohnes, darf nicht auf dem Schloss wohnen.
Allein an dieser Tatsache wird deutlich, wie verhärmt und innerlich hart dieser Earl von Dorincourt gewesen sein muss.
Aber der Film macht zugleich deutlich, dass fast keine Seele so vergrätzt sein kann, als dass nicht ein menschlicher Umstand, ein menschliches Wesen an uralte Erinnerungen herankommt. An uralte Erinnerungen, die sich natürlich auch mit Weihnachten verbinden. Schließlich wird auch im Film an entscheidender Stelle Weihnachten gefeiert.
Wie der kleine Mann mit Namen Cedric durch sein aufgewecktes und unvoreingenommenes Verhalten die Verkrustungen des alternden Earl aufbricht, wie dessen Herz erkennbar weicher wird, wie er zunächst fast gegen seinen Willen Gutes tut, weil es der Kleine ganz naiv in die Wege leitet, das ist auf eine Weise verfilmt worden, die fast jedem Menschen zu Herzen geht.

Selten wird in einem Film so deutlich, wie ein Kind im Außen das innere Kind eines alten Menschen in Bewegung setzen kann.
Wir erleben das ja immer wieder, wie ein Opa und eine Oma mit ihren Enkeln umgehen, oft so, wie niemand das erwartet hätte, wie ihnen auf einmal die alte Strenge und die starren Normen und Sturheiten abhanden kommen, dass ihre eigenen Kinder sich wundern und denken: Wären sie nur auch mal bei mir so gewesen ...
Ja, bei den eigenen Kindern haben eben die in der eigenen Kindheit zwanghaft übernommenen Programme gewirkt, haben die eigenen Verletzungen zu den Verletzungen geführt, die man an die eigenen Kinder weitergegeben hat.
Unter einer neuen Konstellation, eben nicht mehr Vater oder Mutter zu sein und sich wie der eigene Vater und die eigene Mutter verhalten zu müssen, ist Neues möglich, Herzbewegendes.
Deshalb ist es für einen Opa und eine Oma so wertvoll, wenn sie so etwas erleben können, an sich, mit sich, in sich.
Und Kinder nehmen die Liebe von Oma und Opa so gern entgegen. Wie wichtig kann für Kinder eine Oase von Zärtlichkeit und Liebe bei Oma und Opa sein! Auch eine kindliche Seele mag sich verwöhnen lassen :-))

Jedenfalls: Der kleine Lord, ein Film, Balsam pur für die Seele.

Wenn ich - wie dieses Jahr - ihn zufällig anklicke, dann komme ich nicht von ihm los, bis die letzten Töne verklungen sind, schließlich ist die Musik von Allyn Ferguson ja auch klasse.

Bis vielleicht zum nächsten Jahr :-))

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