In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?

Sonntag, 17. Februar 2013

(I) Der Himmel hat keine Moral – unsere will er gewiss nicht, denn: Das Göttliche ist ohne Zwang


Dieser Post schließt die Reihe der Postings auf meinem Blog EthikPost zu jenem Thema ab, das dort am 31.12. 2012 mit Wenn Sterbende nach oben sehen ... über meinen Freund Thomas und über Stefan v. Jankovichs "Ich war klinisch tot begann. 

Ich übernehme im Folgenden zwei Posts von dort (der zweite kommt noch), weil sie sehr eng mit dem Thema des inneren Kindes zusammenhängen. Denn das gesunde innere Kind ist frei von jenen Zwängen, die uns normative Moralvorstellungen aufzwängen. Auch das Thema der toxischen Scham spielt hier hinein.
Jedenfalls finde ich es befreiend, wie sehr Menschen sich verändern können zu einer weit freieren und ungebundeneren Vorstellung von Leben. Und wenn sie das tun, dann nähern sie sich jenem inneren Kind in uns, das sehr wohl weiß um unnötige Zwänge, die es auferlegt bekam, die es eigentlich aber nie wollte ...

Hier also der Post:

Faszinierend für mich ist nach wie vor, wenn ich lese, wie Menschen ihre Einstellung zu Leben und Tod aufgrund von Schicksalsschlägen und Nahtoderlebnissen verändert haben. Raymond Moody zitiert eine Frau, die sagt: 

"Wenn man einmal den Tod erlebt hat, wie ich es getan habe, dann weiß man im Innersten: Es gibt gar keinen Tod. Man geht nur weiter vom einen zum nächsten – wie man weitergeht von der Grundschule zur Oberschule zur Hochschule."(106)

Und an anderer Stelle heißt es bei ihm:

"Des Weiteren haben viele andere betont, wie wichtig es für sie geworden sei, sich mehr Wissen anzueignen. Während ihres Todeserlebnisses wurde ihnen zu verstehen gegeben, dass der Erwerb von Wissen auch nach dem Leben weitergehe. Eine Frau hat zum Beispiel jede Bildungsmöglichkeit genutzt, die sich ihr nach ihrem Sterbeerlebnis bot."(103)

Erstaunlich, was es da alles zu lesen gibt (Moodys Buch ist in einer Neuauflage wieder erhältlich), was unsere Sicht auf das Leben ziemlich verändern kann.

Mich persönlich hat die Frage schon immer interessiert, ob die Maßstäbe, die jene Wesen, die von einer anderen Warte unser Leben sehen, andere als unsere sind (Jankovich spricht im Übrigen in Ich war klinisch tot davon, dass wir im Rahmen einer Lebensrückschau es selbst sind, die uns beurteilen, allerdings aus einem anderen Bewusstsein heraus).

Gelten da noch unsere Moralvorstellungen?
Wir verurteilen beispielsweise einen Hartz-4-Empfänger, wenn er bei Aldi etwas klaut.Wir verurteilen aber niemanden, der sein Geld bunkert und so viel hortet, dass er es niemals wird ausgeben können. Eher bewundern wir ihn via Klatschpresse (der hat es zu etwas gebracht ...!).

Ich bin nicht neidisch auf jene, die viel Geld besitzen. Nur: Geld ist Energie. Und Energie muss fließen. Gestaute Energie macht krank. – Gewiss gibt es Menschen, die mit dieser Energie nicht umgehen können ... das gllt für Arme und Reiche. Welch ein Segen kann Geld sein, wenn es Bedürftigen hilft. Welch ein Schaden kann es anrichten, wenn es der Zerstörung von Menschlichkeit dient ...

Klar rüttelt es an den Grundfesten unserer Moral, wenn wir zu dem Ergebnis kämen, jemand, der sich auch einmal etwas leisten will, was er normal nicht kann, darf das mitgehen lassen. – Wo kämen wir da hin?

Wo aber sind wir hingekommen, dass es Menschen gibt, die sich überlegen, ob sie sich einen Drittwagen leisten, während der Obdachlose sich Streichhölzer klauen muss, damit er sich ein Feuerchen machen kann, oder auch eine Flasche Wodka, dass es ihm auch mal von innen warm wird; dem geben wir aber gewiss keinen Cent mehr, wo er sich eh nur Alkohol kauft oder auch noch klaut.

Schließlich ist landläufig der Obdachlose in aller Regel an seinem Schicksal selbst schuld und: Das ist doch unmoralisch, wenn jemand so eine Wodka-Freude sich gönnt - das können wir nicht unterstützen.

Freuden müssen schon unseren Moralvorstellungen entsprechen. Zum Beispiel die Freude über einen Drittwagen.
Was ist denn überhaupt Moral?

Und warum brauchen wir sie?

Moral brauchen wir für die Dinge, zu denen unser Herz nicht hinreicht.

Unser Herz ist jeder Moral überlegen, die sich ja in jedem Zeitalter anders gibt. Denken wir mal, was das Viktorianische Zeitalter für prüde Moralvorstellungen hatte ... (übrigens auch nur nach vorn hin ...)

Das Herz aber, das seinen Quell in der Weisheit des Lebens hat, das ist überzeitlich in seinem Wissen und Bewusstsein.

Moral ist einfach ein Ersatz für Herzwissen.

Dazu passt, was Raymond Moody schreibt:

"In den meisten Fallgeschichten kommt das Schema von Belohnung und Strafe im Nachleben nicht mehr vor, sogar bei denen nicht, die vorher ganz selbstverständlich in solchen Begriffen gedacht haben. Sie erlebten zu ihrem tiefen Erstaunen, dass, selbst wenn ihre ganz eindeutig schlimmen und sündigen Taten offenbar wurden vor dem Lichtwesen, dieses Wesen nicht mit Groll  und Zorn reagierte, sondern nur immer mit Verständnis und sogar mit Humor. (...)

Viele haben ihre alten Vorstellungen von Lohn und Sühne fallen gelassen und sind zurückgekehrt mit einem neuen Denkmodell und einem neuen Verständnis von der jenseitigen Welt – sie tragen in sich eine Vision, die nicht von einseitiger Verurteilung spricht, sondern von gemeinsam vorangetriebener Entwicklung auf das Endziel der Selbstverwirklichung hin. Aus dieser neuen Sicht endet die Entwicklung der Seele, besonders ihrer geistigen Fähigkeiten der Liebe und des Wissens, nicht mit dem Tode. Vielmehr geht sie weiter auf der anderen Seite (...)"

Stefan v. Jankovich schreibt ganz dezidiert:

"Ich erkannte auch, daß unsere Moralbegriffe im Jenseits keine Gültigkeit haben."

Dazu hier mehr.

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