In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?

Sonntag, 7. Juli 2013

Der Wunsch nach Glück und Ganzheit hat seine Wurzeln in unserer Kindheit.


Immer wieder mal fallen mir aus meiner Kindheit Lieder ein, die ich in den Gottesdiensten der Kirchengemeinde, in die ich sonntags notgedrungen immer mit meinen Eltern gehen musste, sang.

Lange Jahre allerdings war es in meiner Kindheit kein Zwang. Die Kirche war von außen kaum als solche zu erkennen, der Bau war wohl sehr improvisiert unmittelbar nach dem Krieg errichtet worden. So war auch der Kirchenraum im Inneren sehr schlicht, aber das genau machte sein Flair aus. Stuhlreihen standen sauber hintereinander, in der Mitte und außen konnte man zu seinen Sitzen kommen. Der Altarraum war eine etwas erhöht gebaute Holzbühne aus dunklem Holz. Darauf stand auch ein Harmonium. An der Wand hing, wenn ich mich recht entsinne, ein Tuch mit einem Kreuz, an einen Altar erinnere ich mich gar nicht mehr.
Der Pfarrer, wenn er predigte, stand in der MItte des großen Podestes; immer hielt er einfach die Bibel in der Hand, wenn er predigte.
In meiner Erinnerung war das allerdings, auch wenn ich, je älter ich wurde, desto mehr unter der Religiosität meiner Eltern gelitten habe, eine schöne Zeit. Oft war ich einfach glücklich, wenn ich da so zwischen anderen Kindern im Kindergottesdienst saß und zuhörte oder sang.

Selbst aus der späteren Zeit sind mir trotz aller Schwierigkeiten mit der Bigotterie, der ich begegnete, Lieder in Erinnerung geblieben, die ein Gefühl des Heilseins in mir auslösen. Klar, für mich ist es so, dass die Seele des Menschen von Natur aus religiös ist, ja, ich glaube, dass die Seele intuitiv nach Ganzheit und Heilung strebt, nach dem, was die Bibel formuliert als, wieder zu werden wie ein Kind. Kein Verstand hat damals irgendwelche Viren in mein Glück eingeschleust, einschleusen können. Kindheit, wenn sie nicht zwangsintellektualisiert wird, ist immun gegen Verstandesviren.

Ich saß einfach nur da und habe gehört und mit dem Herzen gesungen. Ich sehe  mich noch sitzen, die Stühle waren hart, aber das war halt so. 
Wir haben nicht nur verletzte innere Kinder, wir haben auch viele heile in uns.
Oft liegen sie unter Schutt und Asche.
Und doch wollen sie blühen, erzählen, dem €rwachsenen helfen.
Oft, ja, vielleicht sogar immer, meint der Erwachsene, das Ruder in der Hand halten zu müssen.
Unser inneres Kind wäre sehr oft der bessere Steuermann ...

Manches Lied, das mir einfällt, finde ich schrecklich, z.B. jenes, das beginnt: Mein Herz war schwarz von Sünd, / nun bin ich ein Gotteskind ...
Für ein Kind ein aberwitziges Lied.

Eines, was meiner Seele gut tut, ist das Folgende, und wenn ich rational herangehe, weiß ich auch, warum.

Aber das tue ich eigentlich nicht, wenn es in mir erklingt.

Erstmal hier das LIed:

1)
Ich blicke voll Beugung und Staunen hinein in das Meer seiner Gnad
und lausche der Botschaft des Friedens, die Er mir verkündiget hat.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

2)
Wie lang hab ich mühvoll gerungen, geseufzt unter Sünde und Schmerz!
Doch als ich mich ihm überlassen, da strömte sein Fried in mein Herz.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

3)
Sanft hat seine Hand mich berühret; er sprach: O mein Kind, du bist heil!"
Ich fasste den Saum seines Kleides: Da ward seine Kraft mir zuteil.

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.

4)
Der Fürst meines Friedens ist nahe; sein Antlitz ruht strahlend auf mir.
O horcht seiner Stimme; sie rufet: Den Frieden verleihe Ich dir!"

Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.
Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein.


Eigentlich mag ich diese Begriffe von Schuld und Sünde nicht, aber hier stören sie mich nicht, vielleicht, weil es ein Lied ist, das für mich unendlich viel Frieden und Sanftmut ausströmt.

Das Lied-Ich tut zu Beginn etwas ganz Wesentliches: Es beugt sich.
Ich glaube, es ist die Voraussetzung dafür, staunen zu können.
Und das Beugen und Staunen ist beides Voraussetzung, dieses Meer der Gnade sehen zu können, hineinsehen zu können in dieses Meer.
Wie schön formuliert.
Wie schön auch dieses Lauschen.
Gut, wenn wir noch lauschen können ...
... wieder lauschen können.

Keine Kommentare: