In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?
Sonntag, 2. Oktober 2011
Im Reich der Kindlichen Kaiserin. Brief des kleinen Johannes.
Liebe kindliche Kaiserin,
heute ist ein besonderes Fest, die Erwachsenen sind feierlicher als sonst. Ich sitze dann mit einem besonderen Gefühl hier in der Nord-Ost-Gemeinde und schaue auf den Altar, der voller Früchte ist und staune, wer ihn wohl so toll geschmückt hat.
Ich bringe meine Augen gar nicht mehr weg.
So viel. So viel auf einem Altar.
Wo sind nur all die Blumen und Früchte und Kräuter her?
Wer hat sie gebracht und sich so viel Zeit genommen?
Ich höre den Pfarrer, wie er sich bedankt für alles und nehme das Berührtsein der Erwachsenen wahr; manche haben die Augen auf und manche hören gar nicht zu, das spüre und sehe ich.
Ich weiß auch meinen Papa und meine Mama hier; meine Mama hat bestimmt auch die Augen auf und beguckt ihre Hände; zu Hause macht sie beim Beten sogar an ihnen rum; mein Papa hört bestimmt zu.
Ich möchte Dir auch danken, liebe kindliche Kaiserin, für all das Brot und Obst und Gute, was Du uns geschenkt hast und schenkst.
Weißt Du, ich weiß noch, wie meine Mama sich mit einer Schaufel auf die Straße gestürzt hat, um die Pferdeäpfel für ihren Garten aufzulesen. Ich hatte sehr Angst um sie, weil so viele Autos um sie herum fuhren; alle fuhren schnell, keiner hielt.
Wenn sie wieder da war, war ich richtig froh. Ich hätte sie am liebsten festgehalten, wenn sie wieder auf die Straße lief.
Alles, damit wir gut zu essen haben aus dem Garten.
Und ich weiß noch, wie wir morgens mit einem Leiterwägelchen loszogen in die Frankfurter Großmarkthalle, um einen Sack Apfelsinen billiger zu bekommen.
Es gibt halt nicht so viel Obst. Und Mama und Papa müssen sparen.
Mama will sowieso immer sparen.
Einmal kamen wir heim und alle Orangen waren strohig; das war schlimm.
Jedenfalls möchte ich auch Danke sagen für alles, was wir bekommen.
Ich glaube, das Fest, das wir heute feiern, heißt Erntedank.
Denke auch in Zukunft an uns und lass uns nicht im Stich und lass mich Deinen Namen finden, damit ich Dich retten kann. Das würde ich so gerne!
In Liebe,
Dein Johannes
PS: Die Kindliche Kaiserin ist Regentin des Landes Phantásien aus Michael Endes Unendlicher Geschichte. Dort ist sie krank und Atréju soll sie retten. Sie verkörpert in Michael Endes Werk die Herzensweisheit, wie sie - oft tief verborgen - sich auch in uns befindet und als Schatz gehoben sein will. Meist wissen Kinder noch mehr von dieser Weisheit als die Erwachsenen (deshalb ist auch die Kaiserin eine Kindliche Kaiserin). Weshalb Erwachsene von Kindern viel mehr lernen könnten, als sie ahnen, ahnen wollen ...
Labels:
der kleine ...,
Erntedankfest,
Michael Ende,
Mutter,
Phantásien
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen