In diesem Blog veröffentliche ich Buchauszüge, Gedichte und eigene Gedanken zum Thema des inneren Kindes und des Kindseins überhaupt.
Eigentlich haben wir viele innere Kinder in uns: solche voller Energie, aber auch verletzte und sterbende Kinder, die wieder zu wirklichem Leben erweckt sein wollen ...
Ohne lebendige innere Kinder sind Erwachsene ohne wirkliche Individualität und oft nicht fähig zu spielen und kreativ zu sein ... Wie also die Kinder in uns wahrnehmen, wie mit ihnen umgehen?

Samstag, 23. Februar 2013

Schrecklich, wenn die Exekutive aus Vergewaltigern besteht: Einer somalischen Frau – und nicht nur einer – helfen!

Eine britisch-somalische Journalistin namens Laila Ali, die in Nairobi arbeitet, schreibt:

"Ich habe vor Kurzem einen Artikel über eine junge Frau geschrieben, die brutal von mehreren Regierungssoldaten in Somalia vergewaltigt wurde -- in der Hoffnung, dass ihre Geschichte auf die schreckliche Vergewaltigungsepidemie in Somalia aufmerksam machen würde. Stattdessen hat die Regierung meinen Artikel benutzt, um ein Vergewaltigungsopfer und einen Journalisten, der auch über die Ereignisse berichtet hatte, zu inhaftieren! Der Grund: Sie hättten ‘den Staat beleidigt’.

Vergewaltigung ist fürchterlich. Aber in dem Wissen vergewaltigt zu werden, dass die einzigen Behörden, die für Gerechtigkeit sorgen können, selbst die Vergewaltiger sind -- das hinterlässt ein erdrückendes Gefühl der Machtlosigkeit."


Die UN ist besorgt, lese ich auf Focus online ...
Besorgt?

Mit einem klaren NEIN können wir diesen Menschen helfen, auch dieser Journalistin, die sicherlich gefährdet ist, als Frau ohnehin ...

Wer mag, bitte hier unterzeichnen:

http://www.avaaz.org/de/petition/Somalia_No_Authority_to_Rape/?bWFmsdb&v=22193


Sonntag, 17. Februar 2013

(I) Der Himmel hat keine Moral – unsere will er gewiss nicht, denn: Das Göttliche ist ohne Zwang


Dieser Post schließt die Reihe der Postings auf meinem Blog EthikPost zu jenem Thema ab, das dort am 31.12. 2012 mit Wenn Sterbende nach oben sehen ... über meinen Freund Thomas und über Stefan v. Jankovichs "Ich war klinisch tot begann. 

Ich übernehme im Folgenden zwei Posts von dort (der zweite kommt noch), weil sie sehr eng mit dem Thema des inneren Kindes zusammenhängen. Denn das gesunde innere Kind ist frei von jenen Zwängen, die uns normative Moralvorstellungen aufzwängen. Auch das Thema der toxischen Scham spielt hier hinein.
Jedenfalls finde ich es befreiend, wie sehr Menschen sich verändern können zu einer weit freieren und ungebundeneren Vorstellung von Leben. Und wenn sie das tun, dann nähern sie sich jenem inneren Kind in uns, das sehr wohl weiß um unnötige Zwänge, die es auferlegt bekam, die es eigentlich aber nie wollte ...

Hier also der Post:

Faszinierend für mich ist nach wie vor, wenn ich lese, wie Menschen ihre Einstellung zu Leben und Tod aufgrund von Schicksalsschlägen und Nahtoderlebnissen verändert haben. Raymond Moody zitiert eine Frau, die sagt: 

"Wenn man einmal den Tod erlebt hat, wie ich es getan habe, dann weiß man im Innersten: Es gibt gar keinen Tod. Man geht nur weiter vom einen zum nächsten – wie man weitergeht von der Grundschule zur Oberschule zur Hochschule."(106)

Und an anderer Stelle heißt es bei ihm:

"Des Weiteren haben viele andere betont, wie wichtig es für sie geworden sei, sich mehr Wissen anzueignen. Während ihres Todeserlebnisses wurde ihnen zu verstehen gegeben, dass der Erwerb von Wissen auch nach dem Leben weitergehe. Eine Frau hat zum Beispiel jede Bildungsmöglichkeit genutzt, die sich ihr nach ihrem Sterbeerlebnis bot."(103)

Erstaunlich, was es da alles zu lesen gibt (Moodys Buch ist in einer Neuauflage wieder erhältlich), was unsere Sicht auf das Leben ziemlich verändern kann.

Mich persönlich hat die Frage schon immer interessiert, ob die Maßstäbe, die jene Wesen, die von einer anderen Warte unser Leben sehen, andere als unsere sind (Jankovich spricht im Übrigen in Ich war klinisch tot davon, dass wir im Rahmen einer Lebensrückschau es selbst sind, die uns beurteilen, allerdings aus einem anderen Bewusstsein heraus).

Gelten da noch unsere Moralvorstellungen?
Wir verurteilen beispielsweise einen Hartz-4-Empfänger, wenn er bei Aldi etwas klaut.Wir verurteilen aber niemanden, der sein Geld bunkert und so viel hortet, dass er es niemals wird ausgeben können. Eher bewundern wir ihn via Klatschpresse (der hat es zu etwas gebracht ...!).

Ich bin nicht neidisch auf jene, die viel Geld besitzen. Nur: Geld ist Energie. Und Energie muss fließen. Gestaute Energie macht krank. – Gewiss gibt es Menschen, die mit dieser Energie nicht umgehen können ... das gllt für Arme und Reiche. Welch ein Segen kann Geld sein, wenn es Bedürftigen hilft. Welch ein Schaden kann es anrichten, wenn es der Zerstörung von Menschlichkeit dient ...

Klar rüttelt es an den Grundfesten unserer Moral, wenn wir zu dem Ergebnis kämen, jemand, der sich auch einmal etwas leisten will, was er normal nicht kann, darf das mitgehen lassen. – Wo kämen wir da hin?

Wo aber sind wir hingekommen, dass es Menschen gibt, die sich überlegen, ob sie sich einen Drittwagen leisten, während der Obdachlose sich Streichhölzer klauen muss, damit er sich ein Feuerchen machen kann, oder auch eine Flasche Wodka, dass es ihm auch mal von innen warm wird; dem geben wir aber gewiss keinen Cent mehr, wo er sich eh nur Alkohol kauft oder auch noch klaut.

Schließlich ist landläufig der Obdachlose in aller Regel an seinem Schicksal selbst schuld und: Das ist doch unmoralisch, wenn jemand so eine Wodka-Freude sich gönnt - das können wir nicht unterstützen.

Freuden müssen schon unseren Moralvorstellungen entsprechen. Zum Beispiel die Freude über einen Drittwagen.
Was ist denn überhaupt Moral?

Und warum brauchen wir sie?

Moral brauchen wir für die Dinge, zu denen unser Herz nicht hinreicht.

Unser Herz ist jeder Moral überlegen, die sich ja in jedem Zeitalter anders gibt. Denken wir mal, was das Viktorianische Zeitalter für prüde Moralvorstellungen hatte ... (übrigens auch nur nach vorn hin ...)

Das Herz aber, das seinen Quell in der Weisheit des Lebens hat, das ist überzeitlich in seinem Wissen und Bewusstsein.

Moral ist einfach ein Ersatz für Herzwissen.

Dazu passt, was Raymond Moody schreibt:

"In den meisten Fallgeschichten kommt das Schema von Belohnung und Strafe im Nachleben nicht mehr vor, sogar bei denen nicht, die vorher ganz selbstverständlich in solchen Begriffen gedacht haben. Sie erlebten zu ihrem tiefen Erstaunen, dass, selbst wenn ihre ganz eindeutig schlimmen und sündigen Taten offenbar wurden vor dem Lichtwesen, dieses Wesen nicht mit Groll  und Zorn reagierte, sondern nur immer mit Verständnis und sogar mit Humor. (...)

Viele haben ihre alten Vorstellungen von Lohn und Sühne fallen gelassen und sind zurückgekehrt mit einem neuen Denkmodell und einem neuen Verständnis von der jenseitigen Welt – sie tragen in sich eine Vision, die nicht von einseitiger Verurteilung spricht, sondern von gemeinsam vorangetriebener Entwicklung auf das Endziel der Selbstverwirklichung hin. Aus dieser neuen Sicht endet die Entwicklung der Seele, besonders ihrer geistigen Fähigkeiten der Liebe und des Wissens, nicht mit dem Tode. Vielmehr geht sie weiter auf der anderen Seite (...)"

Stefan v. Jankovich schreibt ganz dezidiert:

"Ich erkannte auch, daß unsere Moralbegriffe im Jenseits keine Gültigkeit haben."

Dazu hier mehr.

Freitag, 15. Februar 2013

(II) Wie gesund ist Nähe? – Wenn Kinder vereinnahmt werden ...

 Fortsetzung von Wie gesund ist Nähe (I)?

Den ursprünglich auf meinem Methusalem-Blog veröffentlichten Beitrag nehme ich in diesem Blog auf, weil ich glaube, dass sich die Leserschaft doch wenig überschneidet.
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Michael Winterhoffs Analyse über Formen kranker Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, wie sie im Folgenden zu lesen sind,  finde ich zutreffend, und sie bringt Wichtiges auf den Punkt.

Eltern vereinnahmen Kinder, und bekanntermaßen opfern sie sich für ihr Kind auf und tun, wie sie dann betonen, alles ihrem Kind zuliebe, eine Aussage, die einer der fatalsten Erpressungen in der Erziehung beinhaltet – bei allem Respekt vor dem, was Eltern leisten. Doch erpressen die allerallermeisten Eltern nicht bewusst, sondern sie tun es, weil sie genauso vereinnahmt worden sind, weil ihnen genauso wenig die Luft zum Atmen gelassen wurde, weil auch sie nicht erwachsen werden durften - wie das auch immer im Einzelnen aussieht. – Ja, oft steckt hinter solchem Verhalten eine große Hilflosigkeit. Wer andere erpresst, steht selbst unter ungeheurem Druck. 
Auf ein Beispiel bin ich auf diesem Blog an anderer Stelle eingegangen.

Für viele von uns taten Vater und Mutter alles ... oft waren wir sooo undankbar ... ein Vorwurf, ein Stein, der wie der des Sisyphos in unserem Leben dazu neigt, ewig nach unten zu rollen und ewig nach oben geschoben sein will ... bis wir ihn erfolgreich an unsere Kinder weitergeben ... oder ihn durchschauen ...
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Ich habe am Schluss des Beitrages auch die zwei Mails einer Leserin mitaufgenommen, wie sie sich auch auf Methusalem finden; sie schickte sie mir aufgrund zweier Kommentare, die wir austauschten, zu.
Natürlich gehören sie nicht unmittelbar zur Analyse Michael Winterhoffs, aber zum Menschen Winterhoff, bei dem sich im Sinne Karlfried Graf Dürckheims der Michael zu wenig gegen den Winterhoff durchgesetzt haben könnte (zu Dürckheims interessanter Erkenntnis ein andermal mehr).

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Hier nun der Post zu Winterhoffs Analyse, überschrieben mit

Drei grundlegende Beziehungsstörungen im Verhältnis Eltern – Kind, auf deren Basis Michael Winterhoff findet: “Tyrannen müssen nicht sein”.

                                                                                                                                                                                                                               
II Winterhoff - Buchcover - Rückseite
Buchcover mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Michael Winterhoff, Tyrannen müssen nicht sein.
© by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Michael Winterhoff habe ich schon an anderer Stelle vorgestellt. Seine Analyse der Erziehungsrealität in unserer Gesellschaft war überfällig.
Er führt die Defizite, die sich auftun und denen er immer wieder in seiner beruflichen Arbeit begegnet, auf drei Formen von Beziehungsstörungen zurück, die er kurz und prägnant auf den Nenner bringt und die die Grundlage seiner weiteren Ausführungen in seinem Buch sind.
Von daher mag das Folgende quasi ein Appetithappen sein, dieses lohnenswerte Buch zu lesen, zugleich mag es Anregung zu eigenen Überlegungen geben:

Partnerschaft:
Der Erwachsene sieht Kinder auf gleicher Ebene und unterliegt der Vorstellung, man könne bereits kleine Kinder über Erklären und Verstehen erziehen. Dahinter steht ein Freundschaftskonzept und ein starker Wunsch nach Harmonie. Eltern, die so handeln, wollen um jeden Preis im Einklang mit ihren Kindern leben, setzen auf allzeit gutes Verständnis und das Verschwinden innerfamiliärer Hierarchien. Daraus resultierende endlose Diskussionen nehmen den Kindern jegliche Sicherheit im Umgang mit Erwachsenen. Das Kind soll als gleichberechtigter Partner für seine Eltern fungieren und wird dadurch häufig zusätzlich mit Themen und Verhaltensweisen überfordert, für die es definitiv zu jung ist. Die Folge ist, dass sich psychische Funktionen wie beispielsweise Frustrationstoleranz, Gewissen, Arbeitshaltung und Teamfähigkeit nicht ausreichend bilden können.

Projektion: 
Der Erwachsene gerät in Abhängigkeit vom Kind, weil er die positiven Bezüge zu seiner Umwelt weitestgehend verloren hat. Er fühlt sich häufig von der technischen Entwicklung, von sozialen Einflüssen oder von der schieren Informationsflut überfordert und sucht deshalb verstärkt nach Anerkennung und Liebe. Das Kind bietet sich hier als ideale Kompensation an. Dieser Prozess findet natürlich unbewusst statt, nichtsdestotrotz handelt es sich um einen emotionalen Missbrauch des Kindes. Der Wunsch nach Liebe und Anerkennung wird nämlich nun in das Kind hineinprojiziert. Folglich wird das Kind verantwortlich, dem Erwachsenen zu geben, was jener entbehrt. Der Erwachsene seinerseits möchte vom Kind geliebt werden. Das hat, um es noch einmal ausdrücklich zu sagen, nichts damit zu tun, dass sich jeder Vater, jede Mutter freut, wenn er oder sie Liebe und Zuneigung vom Kind erfährt. Diese Erfahrung ist normalerweise an keinerlei Bedingungen geknüpft, sie wird immer wieder durch Zufall gemacht. Die Beziehungsstörung der Projektion dagegen bedeutet, dass Erwachsene auf diese Liebe und Zuneigung angewiesen sind und damit dem Kind keine Struktur mehr vorgeben können. Es herrscht die latente Angst, das Kind könne diese Vorgabe als restriktiv empfinden und dann dem Erwachsenen die Zuneigung verweigern. Die Folge ist eine Machtumkehr: Das Kind verbleibt in der frühkindlichen Fantasie, über dem Erwachsenen zu stehen und ihn steuern zu können.

Symbiose
In der Symbiose verschmilzt die Psyche eines Elternteiles mit der des Kindes. Hintergrund dafür ist eine scheinbar nicht zukunftsweisende Gesellschaft. Die beim Elternteil fehlenden Anteile wie Glücklich- oder Zufriedensein werden unbewusst aus der Psyche des Kindes entnommen und in die eigene Psyche integriert. Aus diesem Grund ist dann das Glück des Kindes plötzlich das des Elternteiles. Dieser fühlt für das Kind, er denkt für das Kind und geht beispielsweise auch für das Kind in die Schule.
Diese Eltern nehmen vieles im Hinblick auf das kindliche Verhalten gar nicht mehr wahr. Sie sind blind für eigentlich offensichtliches Fehlverhalten, es stört sie überhaupt nicht. Aufträge werden völlig selbstverständlich mehrfach gegeben, solange bis das Kind diese irgendwann einmal ausführt. Die Eltern bemerken nicht, dass sie sich steuern lassen. Das Kind, welches psychisch als Teil des betroffenen Erwachsenen verarbeitet wird, kann nach dessen Empfinden nichts extra machen, weil ein Teil seines Körpers nichts extra machen kann. Daraus folgt, dass der Erwachsene für ein Fehlverhalten seines Kindes, auf das er von außen aufmerksam gemacht worden ist, immer eine vom Kind unabhängige Begründung parat hat. Dabei liegt dieser Grund dann entweder bei den anderen (Lehrer oder Mitschüler) oder, wenn das offensichtlich nicht der Fall ist, kann das Kind »nichts dafür« und braucht daher aus Sicht der Eltern, etwa in der Schule, mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung. Dies ist ein häufiger Grund von Vorwürfen an Erzieher und Lehrer.
Aussagen (=Impulse) des Kindes stimmen immer, sie werden nicht mehr hinterfragt. Genauso wie man es nicht in Frage stellt, wenn ein Körperteil einen Schmerzimpuls gibt, wenn wir uns stoßen (der Schmerzensschrei ist nicht be-wusst von mir gesteuert), genauso werden auch Angaben des Kindes nicht mehr auf Wahrheitsgehalt überprüft. Das kann dazu führen, dass auf Grund der Äußerungen ihrer Kinder von Eltern mitunter massiv gegen Lehrer oder Erzieher oder auch gegen andere Eltern vorgegangen wird. Wenn sich das Kind gegenüber dem Elternteil dauerhaft verweigert, kann es kritisch werden. Der Erwachsene versucht nun, das Kind unbedingt dahin zu bringen, dass es etwas ausführt. Dies gleicht dem Verhalten gegenüber einem Körperteil, den ich dazu bringen kann, etwas auszuführen. In der Symbiose sieht der Erwachsene nur noch die reine Tatsache, dass das Kind etwas nicht tut, und denkt ausschließlich darüber nach, wie das Gegenteil zu erreichen ist. Er beurteilt also überhaupt nicht mehr das Verhalten des Kindes ihm gegenüber, wie er es sonst bei anderen Menschen machen würde. Zunächst versucht ein solcher Elternteil, das Kind über Reden dahin zu bringen, die gewünschte Handlung auszuführen. Falls das nicht fruchtet, kommt er schnell in die Gefahr, sich immer stärker aufzuregen. Schließlich empfindet er ein Ohnmachtsgefühl, reagiert darauf mit den typischen »wenn - dann«-Sätzen oder mit Bestrafungen. Was ihm dabei nicht klar wird, ist Folgendes: Er geht immer wieder in Machtkämpfe, die er nicht gewinnen kann. Er wendet sich emotional sehr stark zu und begibt sich in die Gefahr, sich vor dem Kind unglaubwürdig oder sogar lächerlich zu machen. Für das Kind ist die Folge eine komplette Unmöglichkeit psychischer Reifeentwicklung. (...)
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PS:
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Kommentar von Frau S. (siehe auf Methusalem) veranlasste mich zu einer Mail an sie, aufgrund deren sie mir detaillierter über ihre Erfahrungen mit Michael Winterhoff berichtete. Ich fragte, ob ich veröffentlichen dürfe, was sie mir geschrieben hatte.
Das möchte ich nun im Folgenden tun, weil ich wichtig finde, dass Menschen, die bewusst so in die Öffentlichkeit treten wie Michael Winterhoff, sich auch messen lassen müssen an ihrem Verhalten in ihrer alltäglichen beruflichen Tätigkeit als Kinderpsychologe. Denn natürlich nehmen wir - meist eher unbewusst - aus seinen Büchern den Geist seiner ganzen Persönlichkeit auf.
Genauso natürlich ist der Blick von Frau S. ein einzelner und subjektiv. Auf mich wirkt er allerdings sehr authentisch und ehrlich.
Michael Winterhoffs Verhalten ist sicherlich kein Zufall, kein Ausrutscher - auch wenn wir nur hier einen einzelnen Bericht vorliegen haben. Für mich muss seinem Verhalten diesem kleinen, ungeschützten Jungen gegenüber eine nicht aufgearbeitete tiefe Verletzung in seiner Kindheit zugrunde liegen.
Tyrannen müssen nicht sein, lautet der Titel seines zweiten Buches, allerdings ist Er in der im Folgenden geschilderten Situation der absolute Tyrann; er schultert das Kind, das sich total hilflos vorkommen und spüren muss, dass es in seiner Wahrnehmung abwärts Richtung Keller geht. Winterhoff inszeniert die Mutter zudem als hilflos; er ist es, der tun kann, was er will. Welch eine schreckliche, traumatische Situation für einen Dreijährigen, in Szene gesetzt von einem Kinderpsychologen. Wie unverantwortlich sein Verhalten gegenüber der Mutter.
Dennoch gilt für mich die biblische Weisheit: Wer ohne Verfehlung ist, der werfe den ersten Stein.
Ich möchte mir kein Urteil über Michael Winterhoff erlauben, über das im Folgenden geschilderte Geschehen schon, nicht aber über seine Gesamtpersönlichkeit. Viel eher wünsche ich ihm, dass er aufarbeiten möge, was der Hintergrund seines Verhaltens ist. Ich finde im Übrigen durchaus, wie ich es in meinem Kommentar angesprochen habe, dass er sehr Wichtiges zu Papier gebracht hat; für mich war, was er gut auf den Punkt brachte, schon verschiedentlich wirklich hilfreich.
Nur ist es wichtig zu sehen, dass niemand, auch wenn er noch so hehr und wissend spricht bzw. schreibt, nicht Irrtümern unterliegen kann und Wahrnehmungen, die durch eigene Erfahrungen erheblich verzerrt sein können.
In manche Partien der Bücher von Michael Winterhoff  könnte mit einfließen, was in den Worten von Frau S. sich so äußert:
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Wir haben eine lange „Leidensgeschichte“, darüber lohnt es sich fast, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe 5 Psychiater und Psychotherapeuten durchlaufen/angelaufen, wurde z. T. abgewiesen. Die Krönung der Unglaublichkeit ist, dass Herr Winterhoff mir empfohlen hat, ich solle in den Wald gehen oder mind. 3 Wochen täglich eine dreiviertel Stunde in die Kirche. Und ich habe wiederholt gefragt, wie die Welt nach der Lösung der Symbiose aussieht (aussehen kann). Da war die Antwort, dass ich das nicht begreifen würde. Das ist irgendwie ein bisschen wenig für einen derartigen Arzt. 
Interessant ist auch der Start in die Behandlung: Man stelle sich eine Altstadtvilla vor, einen großen Flur, in dem eine Treppe ins OG und eine ins UG führt, eine Tür zum Warteraum und eine Tür zur Anmeldung, durch diese man in ein Vorzimmer und da durch in das Sprechzimmer kommt.
Herr W. kommt ins (sonst leere) Wartezimmer. Grüßt mich kurz mündllich (ohne Handschlag und spricht meinen 3-Jährigen an, er möge bitte folgen.
Welches 3-jährige Kind geht in einer fremden Umgebung mit einem fremden Mann mit? Selbst wenn es ohne Bindungsstörung und ohne (mögliches) psychisches Problem aufgewachsen ist????? Herr W. ist der Meinung, dass das von einem 3-Jährigen zu verlangen ist. Also wurde ich voran durch großen Flur, Anmeldung, Vorzimmer ins Sprechzimmer geschickt, dem Kind verstellt Herr W. beim Eintritt ins Sprechzimmer den Weg und befielt, es möge im Vorzimmer warten. (Fremde Umgebung…ohne Bezugsperson….) Mein Kind schreit vor der Tür furchtbar (nach mir, dem Teddy und überhaupt). Ich bin entspannt, was von Herrn W. auch bemerkt und angesprochen wurde. Es gab 2 Ansagen durch die Tür, ich krame den Teddy aus der Tasche und übergebe an Herrn W., der wiederum übergibt an meinen Sohn. Mein Kind brüllt aus Leibeskraft (wie immer, er war ein Schreikind… daher entwickelt sich wahrscheinlich auch unser ganzes Problem, wer war zuerst, das Schreikind oder ich falschgepolt…) . Herr W. geht beim 3. Mal hinaus, SCHULTERT mein Kind, schleppt es durch die Anmeldung, durch den Flur, die Treppe hinunter ins UG. Da gibt es wohl einen Raum mit einer Therapeutin und Spielzeug. Ich habe es nie gesehen. Mein Kind schreit furchtbar. Ich frage mich, wie weit weg ein 3jähriger (räumlich) seine Mutter in so einem Haus empfindet. Danach hatten Herr W. und ich das Gespräch über das Kind. Danach bin ich mit meinem Kind nach Hause, war bei den Folgeterminen allein bzw. mit meinem Mann dort. Danach haben wir entschieden, dass uns das nicht helfen kann. 
Ich frage mich ernsthaft, ob so ein Mann sich als Psychiater verkaufen darf und ich finde es eine Schande, dass man ihn in der Öffentlichkeit so hochjubelt. Schon die Körpersprache eines Mannes, der mit überschlagenen Beinen zurückgelehnt sichtlich gelangweilt betont, dass er ja kaum Zeit hat für seine Termine, da er gerade an seinem 5 Buch schreibt. Manoman. Je mehr ich gerade darüber nachdenke, um so mehr kochen meine ruhig gestellten Emotionen … (und ich finde, er hat auch keinen Platz in Ihrem Blog verdient).
Was mich auch sehr überrascht, dass man KEINE Erfahrungsberichte im Netz findet, außer meinen bei urbia.de (für Mitglieder). Und mein Bericht ist schon 1 Jahr alt. 
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Bezeichnend finde ich auch, was Frau S. in der folgenden Mail äußert:
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Das können Sie sehr gern weiterreichen. Deshalb habe ich versucht, es so detailliert, wie es mein Erinnerungsvermögen noch hergibt, darzustellen. Auch meinte ich ja, dass es sich fast „…lohnt, an die Öffentlichkeit zu gehen…“ Zum einen, weil es sicher Mütter gibt, die in ähnlichen Situationen sind und weil auch das Thema eher nicht attraktiv ist, da vielleicht auch peinlich. Mir nicht, weil ich mich jetzt so gut fühle, weil es meinem Kind und mir endlich besser geht. Für mich persönlich steht trotz der Erfahrungen mit Winterhoff die Gesundung für meine Mutter-Kind-Beziehung im Vordergrund, der Gesundung unserer Psyche, wobei ich hier nicht Depression im Sinne von Selbstmord etc. meinte, sondern Überforderung, Affekthandlungen, das Verlorengehen seiner selbst. Und gerade Affekthandlungen, da finde ich, dass hier alle Ärzte versagt haben. Da darf sich unsere Gesellschaft nicht über „Kindermörder“ wundern. Ich weiß, wie es ist, wenn man mit den Nerven einfach am Ende ist und das Gefühl hat, man haßt sein eigenes Kind. Das sind harte Worte, aber ehrliche. Und das Thema hatte Winterhoff aufgegriffen in seinem ersten Buch, wo es sinngemäß heißt, dass wir uns nicht wundern dürfen, dass Eltern ihre Kinder hassen, weil es einer gesellschaftliche Entwicklung zu verdanken ist…. Bla bla bla. Deshalb bin ich dahin gefahren, weil ich den Punkt so schrecklich zutreffend fand und mich verstanden fühlte. 
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Ich finde die Worte von Frau S. befreiend ehrlich, gerade im Umgang mit ihren eigenen Gefühlen, denn man kann nur heilen, was man fühlt, wie der von mir so geschätzte John Bradshaw äußert; deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Gefühle ehrlich sehen; es sind Gefühle, wie sie bei jedem vorkommen. Eben auch bei Herrn Winterhoff, denn dass etwas in ihm dieses Kind hassen muss, das er so schlimm behandelt, liegt für mich auf der Hand.
Wer vergleichbare Erfahrungen hat, womöglich auch mit Herrn Winterhoff (natürlich gern auch positive), aber generell auch auf dem oben angesprochenen Bereich kann sie mir mitteilen [ JohannesEthikPost @ freenet.de  - ohne Leerzeichen]; ich stelle sie hier ein.

Im Juni 2014 erreichte mich eine weitere Mail einer Leserin, deren Erfahrungen mit Herrn Winterhoff ganz anderer Qualität sind. Sie gab mir die Erlaubnis, ihre Erfahrungen mit Herrn Winterhoff weiterzugeben, was ich hiermit gern tue:
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Ihr Eintrag zu den Thesen von Herrn Winterhoff ist schon etwas älter, aber ich möchte trotzdem gern auch meine Erfahrungen mit Herrn Winterhoff schildern, vielleicht auch, um ein differenzierteres Bild aufzuzeigen. Wir hatten sehr große Probleme mit unserer damals dreieinhalbjährigen Tochter. Sie ist regelmäßig ausgerastet und ich war vollkommen verzweifelt. Manchmal hatte ich gar keine positiven Gefühle mehr für sie. Alles schien ihr egal. Ich war mehrfach zur Erziehungsberatung und habe mir nach einem besonders schlimmen Ausraster einen Termin bei Herrn Winterhoff besorgt (nicht wegen seiner Bücher, sondern weil ich bei ihm von allen angerufenen Kinderpsychologen zuerst einen Termin bekommen habe). Herr Winterhoff hat seine sehr eigene Art, die teilweise arrogant wirkt, die ich aber auch sehr unterhaltsam fand. Er hat bei unserer Tochter die in seinen Büchern beschriebene Entwicklungsverzögerung diagnostiziert und uns zugesichert, dass er uns helfen kann, wenn wir uns an seine Vorschläge halten. Diese (Stichwort "Waldspaziergänge") wirken auf den ersten Blick seltsam, aber zielen darauf ab, bewusst Zeit mit sich selbst zu verbringen, um dem Hamsterrad zu entkommen. Obwohl diese Vorgabe so simpel und vielleicht sogar töricht klingt, haben diese Waldspaziergänge bei mir einen fundamentalen Veränderungsprozess angestoßen und meine Lebensqualität sehr stark erhöht. Zusammen mit den Vorschlägen, wie ich mich gegenüber meiner Tochter verhalten soll, haben wir enorme Fortschritte gemacht. Diese Verhaltensvorgaben klingen beim ersten Hören übrigens ähnlich banal wie die die Anforderung, Zeit mit sich selbst zu verbringen. 
Nach einem knappen Jahr haben wir ein "normales" Familienleben und ich bin Herrn Winterhoff so unbeschreiblich dankbar. Ich freue mich jeden Tag an meiner Tochter und habe unabhängig davon mit den regelmäßigen Waldspaziergängen einen Weg für mich gefunden, die Anforderungen des Alltags besser zu bewältigen.
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Klasse :-))

Dienstag, 12. Februar 2013

Was Kinder so für Liebe halten sollen ...


Ich liebe dich, weil ich dich brauche – so heißt ein Buchtitel von Hans Jellouschek zum Thema der Froschkönig-Prinzessinnen-Beziehungen (e.e. = echt empfehlenswert).

Da verspricht der Froschkönig – immerhin ist es auch ein König, hat er doch eine Krone auf – der Prinzessin die goldene Kugel unter gewissen Bedingungen aus dem Brunnen zu holen, aber als dann der Alltag kommt und der Froschkönig sein Recht verlangt, nämlich u.a. ins Bett mitgenommen zu werden, da fallen der Prinzessin die Tomaten von den Augen und sie merkt, wie wenig sie da einen Mann geangelt hat, wie sehr einen Frosch.
- Also scheiden?

Wer jetzt denkt: "Das ist doch ein Märchen" - klar, was denn sonst ...

Wo waren wir ... ja, beim Scheiden ... Nein, das geht auch nicht, denn die Prinzessin weiß genau, dass sie immer nur einen Frosch oder einen Froschkönig kriegt. Immer war und ist es dasselbe: Kugel in den Brunnen, Froschkönig als Retter – und dann die Enttäuschung. Immer ein glibberiger Frosch. Das kratzt auch am Selbstwertgefühl; irgendwie weiß sie: das mit dem Prinzen wird nichts, irgendwas fehlt … also doch nur ein Leben als Froschfrau?

– Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Aus Bedürftigkeit heiraten beide. In der Zeit der wilden Leidenschaft – was sie so Leidenschaft nannten, ohne zu wissen, was für ein emotionales Budget ihnen wirklich zur Verfügung stand – also in der Zeit der ach so wilden Leidenschaft nannten sie Liebe, was in Wirklichkeit nichts als eine Bananenschale war, in der allerdings noch nie eine Banane gewesen war – die kannten beide nur vom Hörensagen. Aber von Liebe sprachen sie trotzdem. Und wenn im Fernsehen ein Liebesfilm zu sehen war oder sowas mit Leidenschaft (es war ja auch nur gespielt), schwiegen beide in sich hinein.

Dann kam doch das Kind. Endlich hatte die Mutter ein Opfer für Liebe und Leidenschaft. Sie nannte ihre kinderfreundlichen Gefühlsaufwallungen Liebe. Und auch ihr Kind nannte Liebe, was es so von seiner Mutter gelernt hatte Liebe zu nennen (der Vater sprach von sowas nicht, der hielt sich raus). Und das Kind lehrte auch seine Kinder die Liebe … was man halt so Liebe nennt … und diese Kinder lehrten dann ihre Kinder auch später die Liebe …

Wie in einem anderen Post schon bemerkt: Liebe ist eines der meist benutzten Wörter, aber eines der unbekanntesten Gefühle.

Dabei ist Liebe eigentlich mehr als ein Gefühl … kein Tümpelchen ... kein müdes Gewässerchen ... (meistens ist sie ja wirklich ein Rinnsal, schon zu Beginn darauf angelegt zu versiegen) ... eigentlich ist sie´s wirklich, wirklich wirklich: das Meer. 
Mit allem, was darin webt, schwebt und lebt, was unter und über der Oberfläche tobt und tost, manchmal auch ganz still und sich selbst belauschend ...

Liebe: Macht und Kraft aller 7 Ozeane ...

Wer mag wirklich glauben machen wollen, sie erfahren zu haben?
Da werden sogar die, die sonst alles im Griff haben wollen, kleinlaut ...

Auf den Weg, ihre Ozeane zu erfahren, kennenzulernen, könnte die Prinzessin wirklich nur dann gelangen, wenn sie den Froschkönig ganz wirklich und ganz gewaltig gegen die Wand donnert … so, dass sie selbst davon aufwacht … (und der Herr -Frosch-König auch) ... das wäre dann wenigstens mal richtig leidenschaftlich gewesen … bis zur Liebe wäre es dann immer noch ein weiter Weg … aber ein Anfang wäre gemacht …

Sonntag, 10. Februar 2013

(I) Wie gesund ist Nähe? Wie sehr beeinflusst die Energie der Eltern die ihrer Kinder?

Mir kommt es vor, als ob es schon ewig lang her sei, da erfüllte ich mir mit meiner damaligen Freundin einen Traum: Wir kauften zusammen ein Bauernhaus.

Das war unser beider Wunsch gewesen, und das Haus war auch in der Tat ein Traum: auf dem Land und doch unweit einer attraktiven Universitäts-Stadt gelegen, mit Scheune, mit großem Garten, oberhalb Obstwiesen, der Wald ganz in der Nähe, 300 Meter oberhalb der Wiesen; nachts schlurfte der Igel über die Terrasse und abends konnte man, wenn man Glück hatte, die Rehe am Waldrand beobachten; ich spielte im örtlichen Fußballverein in der Mannschaft mit ... alles echt gut ...

... wenn ich nicht krank geworden wäre und mein Körper mir signalisierte: entweder deine Gesundheit geht oder du gehst aus dem Haus, gibst die Beziehung auf. - Einige Monate wollte ich das nicht wahrhaben; aber innerlich wusste ich: Ich habe eigentlich keine Wahl, auch, weil ich immer kränker wurde.

Das ist letztendlich ein anderes, ein seelisches Thema, denn mir war klar geworden: Meine Freundin war nicht eine wirkliche Beziehungspartnerin, sondern meine Mutter ... in solch einer Beziehung wollte mein Inneres nicht leben, und wenn es nicht anders geht und mein Wesen das partout nicht sehen will, will der Körper mithelfen, die Dinge bewusst zu machen ...

Damals betreute mich eine Ärztin, die mit Hilfe von Elektroakupunktur therapierte - wie ich heute noch finde, ein Super-Verfahren. Mit ihrem Apparat konnte sie im Grunde den ganzen Körper durchmessen, jedes Organ, und wenn sie mit ihrem Messgerät auf den entsprechenden Körperpunkt ging und der Zeiger auf dem angeschlossenen Apparat zurückfiel, bedeutete das nichts Gutes. Sie konnte dann in ein ebenfalls angeschlossenes Gerät Arzneien legen, und wenn ein Medikament das Organ auf der Anzeige stabilsierte, dann half das Medikament; der Zeiger schlug zwar aus, blieb dann aber stehen und fiel keinen Millimeter zurück. Klasse war eben, dass sie eine Homöopathin war und es zuallererst immer mit homöopathischen Mitteln versuchte. Erst, wenn unter ihnen keines half, griff sie zu allopathischen. Was bei mir zu jener Zeit zum Teil notwendig war.

Als ich damals zu ihr kam, war mein ganzer Körper krank und ich weiß noch, dass sie zu mir sagte: Einen jungen Mann in ihrem Alter mit diesem Gesundheitszustand – das habe ich auch noch selten erlebt.
Sie half mir damals über die Trennung, den Auszug und diese schwierige Zeit hinweg; sie wusste, und das sagte sie auch: Körperlich helfe ich Ihnen, das Seelische müssen Sie klarbekommen. –

Viele Jahre später - ich hatte mittlerweile eine kleine Tochter - war diese krank und ich erinnerte mich an diese Ärztin.
Meine Kleine hatte Durchfall und ihr ging es gar nicht gut.
Ich war froh, dass die Ärztin noch therapierte und meldete meine Tochter an. Tags darauf konnten wir schon kommen.
Nun saß ich im Praxisraum auf dem Stuhl und hatte meine Tochter auf dem Schoß, ich glaube, sie war damals ungefähr fünf Jahre alt.
Aber ich staunte nicht schlecht, als die Ärztin ihre Organe durchmaß: Der Magen war in Ordnung, die verschiedenen Darmbereiche waren in Ordnung - ich konnte das nicht fassen.
Nur an der ein oder anderen Stelle zeigte sich eine leise Schwäche und als die Ärztin Medikamente einlegte, weiß ich, zuckte mir damals durch den Kopf: Nanu, das sind doch meine Medikamente, die kenne ich doch, die helfen doch mir ...

Ich weiß noch, dass ich das Sprechzimmer verließ und wusste: Das kann nicht sein; meine Tochter ist echt krank, und nun ist ihr überhaupt nicht geholfen. Ich war innerlich total von der Rolle und wusste nur: Irgendwas kann nicht sein ...

Einen Tag später fiel es mir wie Schuppen von den Augen:

Meine Tochter hatte auf MEINEM Schoß gesessen, sie war in MEINEM Energiefeld gewesen; die Ärztin hatte nicht meine Tochter gemessen, sondern mich, wenn sie auch auf den Punkten meines Kindes ihr Messgerät angesetzt hatte. Meine Energie als Erwachsener war so stark, mein Energiefeld hatte das meiner Tochter total dominiert, dass sich meine Organe anzeigten und nicht ihre. Ich war damals - und bin es noch heute - nur erstaunt, dass das der Ärztin nicht bewusst war; eigentlcih war sie echt gut - offensichtlich aber war ihr das nicht bewusst.

Es dauerte noch einige Tage, dann war mein Kind auch mit Hausmitteln wieder hergestellt.
Aber dieses Ereignis ist mir bis heute unvergessen.

Für mich war damals, nachdem mir dieser Umstand bewusst geworden war, auf jeden Fall klar – und das war zugleich ein Trost: Du musst einfach oft Deine Tochter auf den Schoß und in Deine Nähe nehmen, dann ist sie im Grunde gesund bzw. die Organe können sich erholen und gesunden.


Für die Beziehung von Eltern zu ihren Kindern ist das Bewusstsein davon, wie sehr sie körperlich ihre Kinder beeinflussen, ganz entscheidend.
Noch entscheidender ist, wie sehr sie es auch seelisch tun.
Eltern tragen maßgeblich zur Erkrankung bzw. Gesunderhaltung ihrer Kinder bei.
Das zeigt, welch hohe Verantwortung und Bedeutung sie haben.
Dieses Wissen darf auf keinen Fall zu falschen Schuldgefühlen auf Seiten von Vater und/ oder Mutter führen, nicht nur, weil diese das Kind auch übernimmt, sondern weil wir Menschen sind, die alle Fehler haben.

In den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, wie sehr Kinder schon in frühen Jahren die Energie ihrer Eltern übernommen haben und unter den Auswirkungen vor allem seelischer Bewusstseinszustände ihrer Eltern leiden

Eltern machen ihre Kinder wirklich oft krank. – Das ist leider so.

Ich könnte manche Beispiele erzählen, wo sich die seelische Einstellung der Eltern in ihren Kindern niederschlägt - wirklich schlägt ...
Mittlerweile gehe ich auch dazu über, gegenüber Eltern diese Prozesse anzusprechen, soweit ich sie sehen kann, immer natürlich auch in dem Bewusstsein, dass ich mich irren kann und nur einen Ausschnitt der familiären Wirklichkeit wahrnehme.

Heute habe ich die Kraft, die Wut und den Zorn, der mir dann manchmal entgegenschlägt, auszuhalten, selbst wenn ich mich bemühe zu verdeutlichen, dass wir alle Fehler machen und Fehler in der Erziehungsrealität kein Verbrechen sind; solange wir bestimmte Dinge nicht reflektieren, geben wir eben weiter, wie mit uns umgegangen worden ist.

Ich denke nur, es wäre so gut und eigentlich zwingend notwendig, dass in unserer Gesellschaft sich über diese Tatsache ein Bewusstsein herstellt, damit Kinder nicht unnötig mehr in eine Situation gebracht werden, die unheilvoll ihr Leben prägt.

Gott sei Dank – das soll hier nicht vergessen sein – gibt es auch das Gegenteil: Eltern, die mit ihrer Liebe ihrem Kind den Lebensweg ein gutes Stück weit bahnen.